„Fordert eure Rechte ein! Sie machen Milliarden auf unsere Kosten“

Volvo-Arbeiter in Gent unterstützen den Streik ihrer Kollegen in den USA

Volvo-Arbeiter in Gent erklären ihre Unterstützung für den anhaltenden Kampf von mehr als 3.000 ihrer Kollegen in Dublin, Virginia, die sich seit mehr als vier Wochen im Streik befinden.

Reporter der World Socialist Web Site sprachen am Dienstag mit Arbeitern in den Werken von Volvo Car und Volvo Trucks in Gent. Sie verteilten auch einen Offenen Brief von Ulrich Rippert an die Genter Arbeiter. Rippert ist der Vorsitzende der Sozialistischen Gleichheitspartei, der deutschen Sektion des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, und Kandidat der SGP bei den Bundestagswahlen im Herbst.

Der Brief ruft dazu auf, die Isolierung des Streiks in den USA zu durchbrechen und Verstärkung von Arbeitern aus anderen Betrieben in den USA, in Europa und weltweit zu mobilisieren. Nur so könne der Kampf gegen den multinationalen Konzern gewonnen und ein Tarifvertrag erreicht werden, der den Lohn- und Sozialabbau der vergangenen Jahre rückgängig macht.

In Gent sind mehr als 6.500 Autoarbeiter bei Volvo beschäftigt, davon 2.000 im Werk von Volvo Trucks. Die Stadt befindet sich in der flämischsprachigen Region Belgiens. WSWS-Reporter stießen auf breite Unterstützung für den Streik.

„Sie haben meine Unterstützung“, sagte Steven, von Volvo Trucks. „Das Einzige, was wir tun können, ist zu versuchen, eine gemeinsame Front zu bilden. Jetzt gibt es eine globale Pandemie gegen soziale Rechte. Ich denke, es wird immer schwieriger werden, für unsere Rechte zu kämpfen und sie zu erhalten, weil die Medien im Grunde von den Regierungen kontrolliert werden. Was ich den amerikanischen Arbeitern sagen kann, ist: Versucht, in die Vergangenheit zu euren Vorfahren zurückzublicken und seht, wie sie für ihre Rechte gekämpft haben; und kämpft für die Rechte, die die Arbeiterklasse heute hat.“

„Junge Leute können vergessen, dass jedes Recht, das sie haben, erkämpft wurde. Sie müssen wirklich verstehen, dass sie für alles, was sie haben, jeden Tag kämpfen müssen“, fügte Steven hinzu. „Hier in Belgien sind die Löhne nicht mehr im Einklang mit den steigenden Kosten für Lebensmittel und andere Dinge. Die Politiker reichen uns nicht einmal die Hand. Das ist gut für die Arbeitgeber.“

„Fordert eure Rechte ein!“, sagte Izaak, der seit fünf Jahren im Werk arbeitet. „Ihr habt das Recht dazu, also fordert es ein! Sie machen Milliarden auf unsere Kosten. Die Firmenoberen scheffeln Millionen.“

„Auch hier kürzen sie uns kräftig die Jahresprämien, die in die Rentenkasse gehen. Dieses Jahr ist meine Prämie von 1.000 Euro auf 76 Euro gefallen.“

„Wir sollten eine große Front aller Menschen für die Arbeiterklasse schaffen“, sagte er. „Nicht für die Bessergestellten, dann könnte man etwas erreichen.“

„Bleibt stark und behaltet euren Glauben!“, sagte Dalilah, die bei Volvo Trucks arbeitet. „Ich werde allen von eurem Streik berichten!“

Viele Arbeiter hatten bis zum Erhalt des Flugblatts nichts von dem Streik gehört oder hatten nur durch die Artikel der World Socialist Web Site, die auf Facebook geteilt wurden, davon erfahren. Einige Arbeiter wiesen darauf hin, dass sie nichts von der Gewerkschaft gehört hatten. Sie zogen eine Parallele zwischen der Rolle der United Autoworkers Union (UAW), die den streikenden Arbeitern in den USA wiederholt mit Zugeständnissen gespickte Verträge vorlegte, und der Gewerkschaft in Belgien.

„Es ist ganz einfach, die Gewerkschaft hier wird von Volvo bezahlt“, sagte Mario von Volvo Cars. „Sie müssen mit Volvo zusammenarbeiten.“ Das Unternehmen sei gerade dabei, die Arbeitszeit von 38 auf 40 Stunden pro Woche auszuweiten.

Michael, der seit 10 Jahren bei Volvo Cars arbeitet, machte ebenfalls seiner Wut auf die Gewerkschaft Luft: „Wir sehen die Gewerkschaft hier nicht, es sei denn, es ist Wahlzeit. Aber ansonsten tun sie sehr wenig. Es ist nicht mehr die Gewerkschaft von vor langer Zeit. Sie sind nur noch für ihre eigene Position hier.“

Es sei nicht überraschend, dass die Autoarbeiter in den USA von der UAW über den Volvo-Streik im Dunkeln gelassen würden. In Gent würde die Gewerkschaft die Arbeiter nicht einmal innerhalb des Betriebs informieren. „Wir haben hier drei Werke innerhalb von Volvo, aber wenn es in einem Werk Probleme gibt, hören wir in den anderen nicht einmal davon“. Die Arbeiter in den USA hätten Recht. „Sie müssen streiken und für ihre Rechte kämpfen.“

Dennis solidarisierte sich ebenfalls mit den streikenden Kollegen. „Wir arbeiten alle für die gleiche Firma, den gleichen CEO. Es ist richtig, dass wir nun alle auf der gleichen Seite stehen.“

Er wolle den Arbeitern in Virginia Folgendes sagen: „Wir Arbeiter haben während der Pandemie wie in einem großen Team zusammengehalten. Nun ist es eine gute Idee, dass wir Volvo-Mitarbeiter überall als Team zusammenhalten“.

„Wenn wir den Artikel darüber nicht auf Facebook gesehen hätten, wüssten wir nicht von dem Streik“, fügte Dennis hinzu. „Wir haben seit Jahren darüber gesprochen“, dass die Gewerkschaft direkt von Volvo bezahlt wird. „Sie haben ein sehr schönes Leben jeden Tag, während wir im Schichtbetrieb sind.“

„Ich würde den Volvo-Arbeitern sagen: Haltet zusammen“, sagte Alexander. „Einigkeit macht stark, auch wenn ihr dort gegen die Gewerkschaft vorgehen müsst.“

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